Psychologe zu werden, ist Wunsch zahlreicher Studenten. Aber wie sieht die Realität aus? Ein Praktikum in Psychologie räumt mit Mythen auf und erlaubt den klaren Blick, ob die Tätigkeit wirklich zu einem passt.
Praktikum Psychologie: Der Mensch im Mittelpunkt einer Tätigkeit
Aufgabe eines Psychologen: Menschliches Verhalten zu deuten und die Entwicklung im Laufe des Lebens zu beschreiben. Es geht in einem Praktikum der Psychologie um „Seelenkunde“, wie der Begriff übersetzt heißt.
Wissenschaftlich lässt sie sich unterteilen in die Bereiche Sozialwissenschaft, Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft. Oder auch in Disziplinen wie Verhalten, bewusstes und unbewusstes Erleben sowie der eher medizinische Aufbau und die Funktionsweise von Nervensystemen. Letzteres gehört zu den Neurowissenschaften und kann auch Einfluss auf das psychische Verhalten des Menschen erlangen.
Im Praktikum der Psychologie bekommt man einen ersten Eindruck von den theoretischen Hintergründen dieser Wissenschaft. Aber auch die beliebte „Alltagspsychologie“ kann eine Rolle spielen. Bei dieser Art der Psychologie geht man davon aus, dass praktisch jeder Mensch über ein ähnliches Innenleben verfügt und auf bestimmte Vorgänge im Alltag ähnlich reagiert.
Video: PSYCHOLOGIE | Praktikum in der Psychiatrie
„Gesunder Menschenverstand“ als Teil der Alltagspsychologie
Als „gesunden Menschenverstand“ könnte man dies populär auf den Punkt bringen. Aber alle Aspekte sollten Berücksichtigung finden: Die Geschichte der Psychologie ab dem 19. Jahrhundert genauso wie die praktische Hilfe für Menschen in seelischer Not. Ziel: Theorie und Praxis sollten in einem gesunden Verhältnis stehen, die praktische Arbeit allerdings stets im Vordergrund, denn theoretische Vorträge hört man im Studium genug.
Interesse an einem Praktikum in der Psychologie?
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) bietet auf seiner Webseite viele weitergehende Informationen zum Berufsbild und auch eine eigene Praktikumsbörse an:
http://www.bdp-verband.org/praktikumsboerse/index.html
Video: Praktikum im Fernstudium Psychologie / Wirtschaftspsychologie
Praktikum Psychologie: Voraussetzung in der Regel ein Studium
Wer sich für ein Praktikum der Psychologie interessiert, muss meist im Studienfach eingeschrieben sein und häufig schon ein paar Semester studiert oder sogar schon einen Bachelor-Abschluss in der Tasche haben. Es ist also wichtig, bereits Basiskenntnisse in der Psychologie erworben zu haben. Für ein Praktikum kommen sowohl niedergelassene Fachpsychologen mit ihren Praxen in Frage, aber auch Kliniken oder Institute an Universitäten.
Speziell große Unternehmen verfügen häufig über eigene Psychologen in den Betrieben. Auch hier kann also eine Chance bestehen, ein Praktikum der Psychologie zu absolvieren. Die Dauer ist individuell verhandelbar, meist sollten die Studenten aber mindestens drei bis sechs Wochen in der Einrichtung verbleiben, um wirklich abschätzen zu können, ob eine Tätigkeit als Psychologe wirklich der richtige Schritt ins Berufsleben ist.
Praktikum Psychologie: Das sollten Bewerber mitbringen
Was für ein Fach sollte (neben Psychologie) üblicherweise studiert werden:
- Erziehungswissenschaften
- Soziologie
- Sozialwissenschaften
- generell Bildungswissenschaften
Praktikum Psychologie: Inhalte der Tätigkeit
In den meisten Fällen erwirbt man in einem Praktikum der Psychologie folgende Kenntnisse:
- Mitarbeit in der Planung, Vorbereitung und Durchführung psychologischer Tests
- Teilnahme an der Gestaltung (zum Beispiel Fragen entwickeln) und Auswertung dieser Tests
- Beteiligung an der Interpretation der jeweiligen Resultate
- Einblick in Inhalte und Methoden solcher Tests und deren Analyse
- Die Dokumentation eigener Beobachtungen sowie von konkreten Interviews, jeweils aus psychologischer Sicht
- die fachgerechte Bewertung aller Ergebnisse einer psychologischen Studie oder eines Interviews
- beratende Tätigkeiten aus psychologischer Sicht (in der Praktikumsstelle und bei Kontakt mit Dritten)
- Die Anwendung des psychologischen Wissens in der EDV-Datenanalyse sowie im Design der Erhebungen (konkret: die wichtigsten Ergebnisse in einer Grafik auf einen Blick präsentieren)
Praktikum Psychologie: Ziele eines Psychologie-Praktikums
Die Herausforderung für Praktikanten: Nicht nur die reinen Ergebnisse einer möglichen Befragung oder eines Interviews herausfinden. Sondern dieses auch psychologisch deuten und Rückschlüsse auf das Verhalten und die Psyche des Befragten schließen, sein Denken also gründlich zu durchleuchten.
Es soll dabei immer der Kenntnisstand des Praktikanten Rechnung getragen werden. Sprich: So eigenständig und selbstverantwortlich wie möglich soll der angehende Psychologe mitarbeiten dürfen. Aber es wird von der Praktikums-Stelle (zum Beispiel psychologische Institute, aber auch Banken und Versicherungen) berücksichtigt, dass sich der Praktikant noch in der Ausbildung befindet. Bei bestimmten Verfahren und diagnostischer Interpretation erfüllen deshalb solche Mitarbeiter noch nicht die formale Qualifikation.
Dennoch: Der Praktikant soll viel lernen und sein an der Universität erworbenes Wissen vertiefen. Das bedeutet konkrete Ziele als Lernerfolg für das Praktikum.
Wichtige Ziele bei einem Praktikum der Psychologie:
- Kenntnisse aus der Universität in Theorie und Empirie in der Praxis anwenden
- fehlendes Wissen im Praktikum erkennen und sich aneignen
- Möglichkeiten und Grenzen psychologischer Tests erkennen
- psychologisches Wissen an Nicht-Psychologen verständlich kommunizieren
- erworbenes psychologisches Wissen in ethisch verantwortlicher Weise behandeln (Datenschutz oder ärztliche Schweigepflicht)
- Das Wissen, wo Kenntnisse der Psychologie hilfreich sind und wo Defizite zwischen Theorie und Praxis auftreten können
- praktischen Erfahrungen werden in Bezug auf das an der Universität erworbene Wissen reflektiert.
- Das im Praktikum erlangte Wissen kann nach Wunsch auch Thema der Abschlussarbeit sein oder für die berufliche Tätigkeit nach dem Ende des Studiums genutzt werden
Erfolg im Praktikum? Wo kann man eigentlich als Psychologe arbeiten?
Tipps, wo man nach einem Praktikum der Psychologie noch arbeiten könnte. Nicht berücksichtigt werden die zahlreichen Mitarbeiter in den Instituten für Psychologie an zahlreichen Universitäten. Vielmehr erfolgt ein Blick über den Tellerrand. Wo also arbeiten sie eigentlich, die zigtausenden von Psychologen aller Berufsrichtungen?
10 Berufsfelder, wo Psychologen arbeiten:
Die meisten arbeiten laut Bundesagentur für Arbeit in Kliniken und psychologischen Fachzentren. Etwa in der Psychotherapie zur Behandlung von Depressionen und ähnlichen Erkrankungen. Wer nicht im klinischen Bereich tätig sein will, kann auch im Personalwesen unterkommen. Viele mittlere und große Unternehmen haben „ihren“ Psychologen im Betrieb, der sich um die strategische und operative Personalplanung kümmert. Befragungen von Mitarbeitern und Führungskräften erstellt oder Schulungen und Beratungen im Management durchführt. Auch Assessment Center im Bewerbungsprozess werden häufig von Psychologen geleitet.
Praktikum Psychologie: Beratung als wichtiges Berufsfeld
Beratung von Organisationen auch als Freiberufler ist ein weiteres beliebtes Feld. Das kann Coaching von Führungskräften sein, Verhaltenstraining oder Entwicklung und Team Building. Auch Veränderungsprozesse, etwa Umstrukturierungen von Unternehmen, können bei Bedarf von Psychologen begleitet werden. Im Arbeits- und Gesundheitsschutz größerer Firmen, bei Krankenversicherungen oder Ministerien kommen Psychologen zum Einsatz, welche Gefährdungen und Überbelastungen von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz untersuchen. Auch im Management von Gesundheitseinrichtungen spielen sie bei betrieblichen Entscheidungen häufig einen Part.
Der Klassiker: Ein Schulpsychologe
Der pädagogische Bereich in punkto Organisation und Optimierung von Lernprozessen in Unternehmen oder eine Beratung und Durchführung von Schulungen in der Weiterbildung zählen zu beliebten Positionen. In der klinischen Psychologie geht es auch um konkrete Therapien. Fast schon ein Klassiker ist der Bereich Schulpsychologie: Angestellt im schulpsychologischen Dient kümmern sich die Fachleute um Lehrer, Schüler und deren Eltern. Etwa bei der Beratung oder bei Problemen, die unmittelbar gelöst werden müssen. Parallel dazu ist es ihre Aufgabe, soziale Kompetenzen der Schüler zu fördern, auch in Kooperation mit Sozialarbeitern oder beratend tätigen Lehrkräften.
Psychologische Beratung gibt es auch in bestimmten Bereichen der Lernförderung. Hier sind Psychologen am Werk, welche zusammen etwa mit dem Jugendamt Hilfen zur Eingliederung bieten, etwa bei Familien mit Kindern und einem schwierigem Hintergrund. Ein ganz anderer Zweig ist der Psychologe in der Justiz. Bei Gerichten aller Art sind diese als Gutachter tätig oder auch als forensische Mitarbeiter, die im Strafvollzug oder Maßregelvollzug tätig sind. Straftäter wieder auf den rechten Weg zu bringen, ist hier erstes Ziel.
Praktikum Psychologie: In die Partnerberatung nach dem Studium einsteigen?
Abschließend noch zwei Bereiche, wo Psychologen ihre Brötchen verdienen: Psychologen in der Partnerberatung oder bei Hilfen für Unterstützung in der Lebensberatung. Auch hier erfolgt eine enge Kooperation mit Jugendamt oder Diensten im Rahmen der Schulpsychologie. Konkrete Hilfen für Menschen in sozialen Ausnahmesituationen. Der letzte relevante Arbeitsbereich sind Psychologen für den Bereich Ingenieur. Das heißt, hier geht es um Schnittstellen zwischen Menschen und elektrischen Gerätschaften. Konkret unterstützen Psychologen die Techniker zum Beispiel bei der Entwicklung benutzerfreundlicher Maschinen. Hier und außerdem im Bereich der Webdesign-Entwicklung erfolgt auch eine enge Kooperation von psychologisch geschultem Fachpersonal mit Designern.
Resümee:
Die Psychologie ist eines der beliebtesten Studienfächer und wird entweder als Hauptfach oder in Kombination mit anderen Studiengängen (zum Beispiel als Nebenfach für Lehramt) gewählt. Dementsprechend häufig ist auch der Wunsch nach einem geeigneten Praktikum in Psychologie. Eine unheimlich wichtige Vorbereitung auf das spätere Berufsleben, weil die Inhalte an den Universitäten doch ziemlich theoretisch sind und nur wenig realen Praxisbezug besitzen. Nur ein Beispiel ist sicher der Umgang mit Straftätern, die in forensischen Einrichtungen sitzen und wo geklärt werden muss, ob noch eine Gefährdung für die Gesellschaft „draußen“ besteht. Eine Fehldiagnose durch einen Psychologen und eine Entlassung gefährlicher Straftäter kann hier zu dramatischen Folgen führen. Auch deshalb ist es wichtig, jeden angehenden Psychologen optimal auf seinen Job vorzubereiten.
Viele Psychologen arbeiten allerdings gar nicht im Strafvollzug, sondern sind für Unternehmen tätig. Entweder, um Mitarbeiter optimal zu betreuen, etwa bei seelischen Tiefs, oder auch, um die Psychologie von Verbrauchern zu beeinflussen. Übersetzt: Diese Psychologen verfolgen das Ziel, mit psychologischen „Tricks“ die Kunden zum Kauf eines bestimmten Produktes zu animieren.
Praktikum Psychologie: Erkennen, welches Berufsbild das Richtige ist oder ob man ungeeignet ist, als Psychologe zu arbeiten.
Man erkennt: Die Bandbreite des Berufsbildes ist sehr vielseitig. Gut also, wer ein Praktikum in Psychologie absolviert und besser einschätzen kann, welche Seite des Berufs interessant ist oder ob diese Tätigkeit vielleicht überhaupt nicht das Richtige ist. Denn auch dafür eignen sich Praktika, auch wenn es nicht im eigentlich Sinn der Sache ist. Aus diesem Grund ist es doppelt nützlich, in diesem Bereich einmal herein zu schauen. Wie bei vielen Praktika, ergeben sich auch schon die ersten Kontakte und wenn man „hungrig“ genug auf diese Tätigkeit ist und auch die theoretischen Grundlagen gut verstanden hat, steht einer Karriere als Psychologe nichts im Wege.
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