Gehalt im Praktikum: Nur in Einzelfällen üblich

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Meist haben die Praktikanten keinen Anspruch auf eine finanzielle Vergütung. Das Gehalt im Praktikum kann aber möglich werden, wenn die Praktikumszeit wiederholt oder verlängert wird.

Das Gehalt im Praktikum: Besteht Anspruch auf Bezahlung?

Wer sich neben der Schule oder auch im Studium Geld verdienen will, muss als Ungelernter auf bestimmte Jobs verzichten. Möglich ist in der Regel ein Praktikum, allerdings zahlen nur die wenigsten Unternehmen für die freiwillige Tätigkeit.

Das Gehalt im Praktikum ist immer wieder ein strittiger Punkt, der meist individuell zwischen Praktikanten und Unternehmen geregelt wird. Hierbei wird deutlich, dass es keinen Anspruch auf Mindestlohn für Praktikanten gibt. Das heißt allerdings nicht, dass der Arbeitgeber kein Geld zahlt. Wichtig ist zudem, ob es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, welches für bestimmte Studiengänge vorgeschrieben ist, oder ob die Arbeit freiwillig aufgenommen wird.

Wer sich neben der Schule oder auch im Studium Geld verdienen will, muss als Ungelernter auf bestimmte Jobs verzichten.  ( Foto: Shutterstock - fizkes )_

Wer sich neben der Schule oder auch im Studium Geld verdienen will, muss als Ungelernter auf bestimmte Jobs verzichten. ( Foto: Shutterstock – fizkes )_

 

Gibt es während des Praktikums eine Vergütung?

Die Antwort auf die Frage, ob es während des Praktikums eine Vergütung gibt, ist leicht und lautet: Es kommt drauf an! Das Berufsbildungsgesetz befreit den Arbeitgeber von der Zahlung einer Vergütung, wenn es sich um ein Pflichtpraktikum im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums handelt. Auch dann, wenn das Praktikum der Orientierung bei der Berufsfindung dient, muss der Arbeitgeber nichts zahlen.

Das wiederum ist keine allgemeingültige Aussage, denn auch in einem Orientierungspraktikum kann es sein, dass die Unternehmen eine Vergütung gewähren. Wichtig ist hierbei ein zweiter Punkt: Wie lange geht das Praktikum? Um ein Gehalt im Praktikum zu erhalten, muss die Grenze von drei Monaten Dauer überschritten werden.

Anspruch auf ein Gehalt im Praktikum besteht demzufolge immer dann, wenn einer der folgenden Punkte zutreffend ist:

  • das freiwillige Praktikum wird studien- oder ausbildungsbegleitend absolviert
  • es handelt sich um ein Orientierungspraktikum
  • das Praktikum ist freiwillig und hat keinen Bezug zur beruflichen Ausbildung
  • das Praktikum wird an Ausbildung oder Studium angeschlossen und ist nicht verpflichtend

In diesen Fällen gibt es kein Gehalt im Praktikum

Natürlich gibt es auch entsprechende Regelungen, die kein Gehalt im Praktikum vorsehen. Kein Anspruch auf eine Vergütung besteht zum Beispiel, wenn das Praktikum verpflichtend absolviert werden muss, weil dies in der Studien- oder Berufsausbildungsverordnung derart geregelt wurde. Auch ein Orientierungspraktikum, das höchstens drei Monate dauert, wird in der Regel nicht vergütet. Ein Praktikum, das freiwillig absolviert wird und höchstens über drei Monate geht, ist ebenfalls nicht zu vergüten.

Ausnahme: Wenn die Praktikanten noch nicht volljährig sind und keine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, haben sie keinerlei Anspruch auf ein Gehalt im Praktikum. Dieser Anspruch besteht erst ab dem Zeitpunkt der Volljährigkeit. Sollte der 18. Geburtstag also innerhalb der Praktikumszeit liegen, ist es möglich, dass ab diesem Tag ein Gehalt im Praktikum gezahlt wird.

Viele Praktikanten gehen davon aus, dass sie doch eine Bereicherung für das jeweilige Unternehmen darstellen und daher eine Entlohnung während ihres Praktikums erhalten müssten. ( Foto: Shutterstock -Robert Kneschke )

Viele Praktikanten gehen davon aus, dass sie doch eine Bereicherung für das jeweilige Unternehmen darstellen und daher eine Entlohnung während ihres Praktikums erhalten müssten. ( Foto: Shutterstock -Robert Kneschke )

 

Praktikanten und der Mindestlohn

Viele Praktikanten gehen davon aus, dass sie doch eine Bereicherung für das jeweilige Unternehmen darstellen und daher eine Entlohnung während ihres Praktikums erhalten müssten. Doch das Thema Praktikanten und Gehaltsregelungen ist sehr vielschichtig, zumal ein Praktikant vor allem Unterstützung durch das Unternehmen bekommt. Er muss als Ungelernter eingearbeitet werden, was eher Arbeitskraft kostet, als dass sie eingebracht wird. Dennoch stellt sich die Frage nach dem Mindestlohn.

Wann ist der Mindestlohn zu zahlen?

Um den Mindestlohn während des Praktikums zu erhalten, müssen die Anspruchsvoraussetzungen für ein Gehalt im Praktikum erfüllt sein. Das heißt, ein freiwilliges Praktikum muss länger als drei Monate dauern. Der aktuell festgeschriebene Mindestlohn liegt bei 10,45 Euro (Stand: Juli 2022), zum Oktober sollen daraus 12 Euro werden. Bei einer Arbeitszeit von 40 Stunden in der Woche und einer monatlichen Arbeitszeit von 20 Tagen ergeben sich daraus 1.672 Euro im Monat für den Praktikanten.

Ohne Vorliegen der Anspruchsberechtigung ist es auch nach dem Mindestlohngesetz nicht möglich, ein Gehalt im Praktikum zu erhalten.

Weitere Regelungen zum Gehalt im Praktikum

Da Studenten und die meisten Auszubildenden an chronischer Geldknappheit leiden, ist es wichtig zu wissen, ob ein Anspruch auf BAföG besteht. Dies ist nicht in jedem Fall so und muss individuell geprüft werden. Möglicherweise kommt BAföG oder Berufsausbildungsbeihilfe infrage, wenn das Gehalt bzw. das Einkommen nicht ausreichend ist, um den Lebensunterhalt zu decken. Wird dann ein Gehalt im Praktikum gezahlt, kann es allerdings sein, dass der Anspruch auf BAföG nicht mehr besteht oder gekürzt wird. Die Einnahmen werden dabei gegengerechnet.

Steuerliche Regelungen für Praktikanten

Viele verschiedene gesetzliche Regelungen zum Gehalt der Praktikanten führen leicht in die Verwirrung. Einer dieser Punkte betrifft die steuerliche Behandlung der Praktikanten. Eine klare Aussage kann hier nicht getroffen werden, denn die Höhe des Praktikumsgehalts ist wichtig dafür, ob Steuern anfallen oder nicht.

Die Lohnsteuer fällt beispielsweise an, wenn das monatliche Gehalt den Grundfreibetrag von derzeit 10.347 Euro (Stand: Juli 2022) übersteigt. Versteuert wird dann der Betrag, der oberhalb der genannten Grenze liegt. Der Praktikant hat mit der Lohnsteuer allerdings keinen Aufwand, denn der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, diese an das Finanzamt abzuführen.

Wer zur Kirchensteuer verpflichtet ist, muss je nach Höhe der Lohnsteuer auch Kirchensteuern abführen. Diese betragen 0,8 bis 0,9 Prozent. Konfessionslose zahlen selbstverständlich keine Kirchensteuer.

Das Praktikum soll dem Sammeln von Erfahrungen, dem Kennenlernen verschiedener Abteilungen eines Unternehmens und der Berufsausbildung dienen. Es ist somit in jedem Fall sinnvoll, auch wenn es nicht bezahlt wird. ( Foto: Shutterstock -  Monkey Business Images )

Das Praktikum soll dem Sammeln von Erfahrungen, dem Kennenlernen verschiedener Abteilungen eines Unternehmens und der Berufsausbildung dienen. Es ist somit in jedem Fall sinnvoll, auch wenn es nicht bezahlt wird. ( Foto: Shutterstock – Monkey Business Images )

 

Das Praktikum ohne Vergütung: Sinnvoll oder nicht?

Das Praktikum soll dem Sammeln von Erfahrungen, dem Kennenlernen verschiedener Abteilungen eines Unternehmens und der Berufsausbildung dienen. Es ist somit in jedem Fall sinnvoll, auch wenn es nicht bezahlt wird.

Wichtiger Tipp: Auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung für den Arbeitgeber gibt, einen Praktikanten zu vergüten, so können doch individuelle Absprachen getroffen werden. Viele Unternehmen zahlen wenigstens eine Aufwandsentschädigung und übernehmen beispielsweise die Fahrtkosten für den Praktikanten. Die Höhe der Vergütung kann hier bei frei festgelegt werden.

Darum lohnt sich ein unbezahltes Praktikum dennoch (Video)

Wer nicht zwingend auf ein Gehalt angewiesen ist, sollte sich ein Praktikum auch ohne Gehalt nicht entgehen lassen. Wichtig ist allerdings, dass der praktische Gegenwert stimmt und tatsächlich wertvolle Erfahrungen gesammelt werden können. Vor der Entscheidung für oder gegen das Praktikum sollten daher die zu erledigenden Aufgaben bekannt sein.

Stimmen die Rahmenbedingungen, lohnt sich ein Praktikum auch ohne Gehalt unter anderem aus diesen Gründen:

  • Ein Job kann ausprobiert werden und es wird deutlich, ob der Praktikant dafür persönlich geeignet ist.
  • Praktische Erfahrungen werden gesammelt.
  • Neue und für später wichtige Kontakte werden geknüpft.
  • Eine etwaige Lücke im Lebenslauf kann gefüllt werden bzw. entsteht gar nicht erst.

Video: Als Praktikant Gehalt eines Festangestellten verdienen: Wie geht das? | Galileo | ProSieben

Die clevere Alternative: Als Werkstudent tätig werden

Ein Job als Werkstudent kann eine clevere Alternative zum nicht oder nur gering bezahlten Praktikum sein. Derartige Jobs werden aber nicht an Schüler vergeben, die Unternehmen richten sich mit ihrem Angebot in der Regel an Studenten einer bestimmten Studienrichtung.

Der Job als Werkstudent kann auch studienbegleitend ausgeübt werden und hilft so, das Studium zu finanzieren. In der vorlesungsfreien Zeit ist es sogar möglich, die Stundenzahl in der Woche auf die erlaubten 40 Stunden aufzustocken. Wichtig: Der Job hat immer einen Bezug zum Studium und setzt bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie das im Studium vermittelte Fachwissen voraus.

Werkstudenten werden mindestens nach dem Mindestlohngesetz bezahlt, möglich ist aber auch, dass der Arbeitgeber ein höheres Gehalt bietet. Das liegt vor allem an der bereits vorhandenen Fachkenntnis und an dem Semester, in dem sich der Werkstudent befindet. Ein Student im ersten Semester bringt logischerweise deutlich weniger fachpraktische Erfahrungen und eben dieses Fachwissen mit ein als jemand, der sich im Studium auf der Zielgeraden befindet.

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