Mobbing betrifft zahlreiche Menschen; speziell an Schulen ist es weit verbreitet. Der 22jährige Autor Benjamin Fokken bloggte zunächst über seine Erlebnisse auf Youtube, und mit der dort erfahrenen Solidarität im Rücken schrieb er seine Erlebnisse nieder. Mit Unterstützung der Techniker-Krankenkasse (TK) in Schleswig-Holstein und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH) stellte Fokken nun sein Buch „Ich bin ich – und wir sind viele“ im Rahmen einer Lesung vor Schülern der fünften Klassen der Kieler Gemeinschaftsschule Hassee vor.
Autorenlesung zur Bewusstseinsbildung
Mit Fokkens Lesung wollen die Veranstalter das Bewusstsein für diese Kultur kollektiver Gemeinheit schärfen und gleichzeitig das Engagement zu ihrer Überwindung fördern. „Viele Kinder machen ähnliche Erfahrungen wie Benjamin. Das Internet bietet den Peinigern noch mehr Möglichkeiten, mit Kommentaren und Fotos zu verletzen. Das Leid zeigt sich häufig anhand seelischer Erkrankungen wie Schlaf-, Angststörungen oder Depressionen“, sagt Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. „Einige werden sogar ihr ganzes Leben von diesen traumatischen Erlebnissen verfolgt.“
Die TK Schleswig-Holstein und das Ministerium für Schule und Berufsbildung des nördlichsten Bundeslandes kooperieren seit Jahren unter der Überschrift „Mobbingfreie Schule – Gemeinsam Klasse sein“. Lehrer und Schulsozialarbeiter werden in der Arbeit mit dem so genannten „Anti-Mobbing-Koffer“ geschult; hinzu kommen Ausbildungen für spezielle Anti-Mobbing-Berater und das Verteilen von Literatur zum Thema.
An der Gemeinschaftsschule Hassee gehört die Auseinandersetzung mit Mobbing zum Schulkonzept. „Fairer Umgang ist die Basis dafür, dass Schüler gern an unsere Schule gehen. Respekt voreinander ist eine Grundtugend, die alle Beteiligten an unserer Schule erlernen und praktizieren sollen“, erklärt Ulrich Pöhlmann, Schulkoordinator und engagierter Lehrer.
Präventionsarbeit währen der Projektwoche
Die 100 Fünftklässler arbeiten während ihrer Projektwoche mit Benjamin Fokkens Buch. Das soll danach dann auch an anderen Schulen in der Gewaltprävention genutzt werden. Für Johann Brunkhorst gibt Fokkens Geschichte den anderen Unterrichtsmaterialien ein besonderes Gewicht. „Es verdient großen Respekt, wenn ein Mobbingopfer so offen über sein persönliches Schicksal spricht. In seinem Buch ist eine wichtige Botschaft an alle Kinder und Jugendlichen enthalten: Wer stark ist, respektiert auch andere. Und: Man muss Mobbing nicht als Schicksal ansehen, sondern man kann und soll sich dagegen wehren“, findet Dr. Johann Brunkhorst.
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